Das Hochkreuz der Familie Heck in der Bahnhofstraße 14 a
Das Hochkreuz der Familie Heck in der Bahnhofstraße 14 a
Das Kreuz steht direkt am Gehwegrand auf dem Grundstück der heutigen Besitzer Maria und Rolf Heck in der Bahnhofstraße 14a. Es macht einen sehr gepflegten Eindruck. Das Ehepaar weiß zu erzählen, dass die Stifterin, Sofia Matz, eine Tante von Maria Heck, geb. Stoll war. Sofie hatte in jungen Jahren mit einigen schweren Schicksalsschlägen zu kämpfen. Maria und Rolf Heck erzählten, dass nach ihrem Wissen Sofia während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 verlobt war und hoffte, dass ihr zukünftiger Ehemann wieder gesund und unbeschadet zurückkäme. Doch das Schicksal nahm einen anderen Verlauf, der heute nicht mehr bekannt ist. Dazu bekam sie in späteren Lebensjahren eine schwere Lungenkrankheit und war lange Zeit auf Pflege angewiesen. Dies hatte die Mutter von Maria Heck übernommen. Als die Patientin, nach vielen Jahren auf dem Krankenlager, wieder ganz gesund war, stiftete sie 1896 das heute noch erhaltene Kreuz. Da sie nicht besonders reich war, nahm sie zur Finanzierung das Geld aus ihrem Erbteil, erzählte Maria Heck. Ihr Ehemann Rolf Heck berichtete, dass das Kreuz von der Familie regelmäßig gepflegt werde und so auch Sorge getragen werde, dass es nicht durch die allgemein ungünstigen Witterungseinflüsse längerfristigen Schaden nehme. Allerdings wäre es im Verlauf des letzten Krieges fast zerstört worden. Als nämlich eine Fliegerbombe ein Haus traf, das auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand. Damals gab es leider Tote zu bedauern, aber auch massive Schäden an den umliegenden Häusern. Das Kreuz hatte durch den starken Luftdruck einige Beschädigungen abbekommen. Diese konnten jedoch wieder beseitigt werden. Wie auf dem Foto zu sehen ist, ist das Hochkreuz, dessen Längsbalken 390 cm und Querbalken 105 cm misst, in bestem Zustand. Die Heilandfigur hat große Ähnlichkeit mit der auf dem Kreuz in der Wilhelmstraße 27. Gleiches gilt für die Madonna. Es finden sich hier allerdings vier bestens erhaltene Engelsköpfe, je einer an den Händen, einer an den Füßen und einer oberhalb der INRI-Schrifttafel. Deren Buchstaben sind mit Gold unterlegt, ebenso die Dornenkrone und das Lendentuch. Maria trägt ein mantelartiges, langes Tuch, das über den Kopf gelegt ist und bis auf den Boden reicht. Darunter ist ein Kleid mit einer um die Taille gelegten Schärpe zu sehen. In Erinnerung an die Symbolik der Farbe Blau, die auch an die Einzigartigkeit der Gottesmutter erinnern soll, ist auch dieses mantelartige Tuch mit kräftigem Blau bemalt. Die Figur steht auf einem kleinen Sockel, der die vergoldete Inschrift trägt: "Maria bitt für uns!" Darunter befindet sich ein größerer Sockel, auf dem die Stifterin folgenden Satz verewigen ließ: "O ihr Alle, die ihr auf dem Wege vorübergeht! Seid aufmerksam und sehet: ob ein Schmerz seinem Schmerze gleiche." Dieser Text hat seinen Ursprung in den sogenannten Klageliedern (1,12) die dem Propheten Jeremias zugeschrieben werden. Dabei ist zu erkennen, dass im Original der Hinweis auf den großen Schmerz sich auf den klagenden Menschen selbst bezieht. Dort heißt es nämlich: "(...) ob ein Schmerz ist wie mein Schmerz, den man mir angetan." Die Abwandlung der Sichtweise auf Jesus Christus rührt wohl daher, dass diese Klagelieder-Texte in der Liturgie der Karwoche auf das Leiden und Sterben Christi übertragen wurden. Ob die Stifterin indirekt damit auch auf ihre eigene lange Leidenszeit hatte hinweisen wollen, ist nicht bekannt. Das ist eher unwahrscheinlich. Die Basis des gesamten Sandsteinkreuzes enthält den Hinweis auf die Stifterin: "Gestiftet von Sofia Matz ledig. 1896"
Text und Bild: Hermann Schmitt