Die zwei Madonnen-Standbilder bei der Pfarrkirche Heilig Kreuz, Teil I
Könnten sie uns erzählen von all dem, was sie in ihrem langen „Leben“ bereits gesehen haben, würden wir mit Sicherheit aus dem Staunen nicht mehr herauskommen. Die Rede ist von den beiden Maria-Immaculata-Standbildern, die es in unserer Gemeinde gibt. Eines von ihnen hat seinen Platz beim Kriegerdenkmal hinter der Kirche gefunden. Das andere steht direkt am Hauptportal an der Kirchstraße. Seit der Bereich rund um die Pfarrkirche Heilig Kreuz im Jahre 1984 umgestaltet wurde, hat letztere diesen neuen Platz erhalten. Die Madonna in der Parkanlage stand viele Jahrzehnte lang rechts neben dem Rathaus, direkt an der Malscher Straße.
„(…)Dort stand sie an der Nordwestseite des Grundstücks unter einer Überdachung. Vor dem Bau des Rathauses stand sie schon auf dem Ackergelände des Johann Matz und seiner Ehefrau Katharina, geb. Hettel. Sie sind auch die Stifter dieses Denkmales. Die Grundstücksfläche, auf der die Madonna stand, blieb auch nach dem Rathausbau im Eigentum der Familie Matz (Stöckmatz). Da es keine direkten Nachkommen gab, wurde die Madonna samt Grundstücksteil an den Neffen von Katharina Hettel weitervererbt (…). Allerdings wurde von Seiten der Gemeinde der Standort gewechselt, so dass die Madonna heute in der Anlage bei der neuen Kirche ihren Platz hat“, weiß Irmgard Dürrschnabel zu berichten.
Der ursprüngliche Standort dieser Madonna war einst direkt neben dem Rathaus
Ursprünglich gab es also eine Überdachung, die das Kleindenkmal vor den Wettereinflüssen schützte. Außerdem war um den Kopf der Madonna ein Sternenkranz angebracht. Dieser hatte einen Bezug zu einer biblischen Erzählung, in der es heißt: „…und ein Kranz von zwölf Sternen(war) auf ihrem Haupt.“ (vgl. Offbg, 12,1). Weshalb dieser Kranz nicht mehr vorhanden ist, ist unbekannt. Der Vollständigkeit halber sollte allerdings erwähnt werden, dass sich die genannte Bibelstelle zunächst nicht auf Maria, die Gottesmutter, bezieht. Vielmehr wurden im Laufe der Jahrhunderte in der darstellenden Kunst verschiedene symbolische Besonder-heiten mit Maria verknüpft, die eigentlich in einem ganz anderen erzählerischen Zusammenhang standen (vgl. Offb, 12). Unter den vielen verschiedenen Darstellungsformen von Maria, der Mutter Jesu, werden die beiden Madonnenstatuen vor und hinter der Kirche als Maria Immaculata bezeichnet. Dieser vom Lateinischen stammende Name bedeutet, dass nach Lehre der katholischen Kirche Maria bereits vom Moment ihrer Zeugung an als die von der Erbsünde befreite Gottesmutter gilt, da sie einmal den Gottessohn gebären wird. So ist dies von dem Kirchenlehrer Augustinus aus dem 5. Jahrhundert überliefert. Die Figuren, wie sie hier zu sehen sind, weisen die typischen symbolischen Heiligenattribute auf: Jede der beiden steht offenbar auf einer Weltkugel, die sie als diejenige auszeichnet, die über alle weltlichen Sünden erhaben, also ohne Erbsünde ist. Um die Erdkugel herum windet sich eine Schlange, deren Kopf von Maria allerdings mit dem rechten Fuß zertreten wird. Damit wird zum Ausdruck gebracht, dass Maria die erwähnte Erbsünde, das Böse in dieser Welt, besiegt hat. Typisch ist, dass sie jeweils als ein junges Mädchen dargestellt ist, ganz im Gegensatz zu den Mariendarstellungen an unseren Flur- und Feldkreuzen. Dort findet sich die reife, vom Schmerz geprägte Mutter des Gekreuzigten, die etwa im 45. Lebensjahr steht. Hier kann man die Figur und das Gesicht eines jungen Mädchens sehen.